Schlag den Raab vom 21.12.2013

Zum letzten Mal im Kalenderjahr 2013, und noch nie fand eine Ausgabe von "Schlag den Raab" so kurz vor Weihnachten statt, nämlich drei Tage vor Heiligabend - und im Laufe des Abends werden wir sicherlich noch zwei Tage sagen, denn die Sendung wird sich bestimmt wieder einmal über die Mitternachtsgrenze ziehen. Es geht an diesem Abend um sage und schreibe drei Millionen Euro (!) und damit für die Zuschauer für einen Gewinner um sechs Autos. Und um diese stolze Summe darf heute Abend der 32-jährige Anish spielen, hauptberuflich Sozialarbeiter, nebenberuflich Tennisprofi in der ersten Bundesliga Herren 30 bei Rot-Weiß Köln. Er gewinnt nur sehr knapp im Telefonvoting gegen zwei der anderen Kandidaten. In den bislang sechs Dezember-Ausgaben konnte Raab immerhin vier gewinnen, zweimal musste er sich geschlagen geben, übrigens auch letztes Jahr, als er das bis zu diesem Zeitpunkt letzte Mal verlor. Bereits vor dem ersten Spiel zieht Raab Sakko und Hemd aus, er scheint bereit zu sein für die Weihnachtsausgabe von "Schlag den Raab" 2013.

Spiel 1: Schlittenfahren - Klare Angelegenheit für die Arroganz
Die Psycho-Spielchen von Raab fangen schon im ersten Spiel an, ja glaube ich es denn! Beim Schlittenfahren müssen die beiden einfach nur auf dem Boden über eine gewissen Distanz robben, dürfen dabei aber den Boden nicht mit dem Körper berühren. Auf der Zielgerade sieht Stefan, dass sein Kontrahent weit hinter ihm liegt, und mit einem Anflug von Arroganz bleibt er stehen, körperlich schon am Limit, wie Buschi richtig erkannt hat, wartet einen Moment, um dann seine Zielfahrt fortzusetzen. Klarer Sieg im Spiel Eins für Stefan Raab.

Spiel 2: Weihnachtslieder - Richtig erkannt, sie sind rückwärts
Auch wenn das anfangs nicht ganz so einfach zu unterscheiden sein mag, hier werden Weihnachtslieder rückwärts abgespielt, eingesungen von einer Sängerin extra für die Show, die ganz nebenbei bemerkt eine wundervolle Stimme hat, auch rückwärts. Und zur Hilfe für die nicht ganz so intelligenten Mitspieler wie Raab gibt es sogar noch einen Pool mit fünfzehn Weihnachtsliedern zur Auswahl. Aus neun abgespielten Songs erkennt Raab vier, Anish nur einen, was zur Folge hat, das Raab weiter in Führung geht an diesem Abend.

Spiel 3: Kerzen aufstellen - Wie immer entscheidet die Technik
Und die hat Stefan Raab einfach stets auf seiner Seite. Der Showmaster beherrscht fast immer die bessere Technik, oder zumindest die effektivere, und so auch beim Kerzenaufstellen, wo man zuerst die Unterseite der Kerze sowie die Plattform, wo die Kerze später einmal stehe soll, mit Wachs befüllen muss, damit die Kerze auch stehenbleibt. Es ist auch der gierige Raab natürlich, der nicht nur mit einer, sondern gleich mit vier Kerzen arbeitet, so wie man es kurz vor dem vierten Advent auch erwartet hätte. Zehn Kerzen hat Stefan als erster aufgestellt, während Anish lange an der dritten, schlussendlich an der siebten Kerze scheitert und das dritte Spiel in Folge (das dritte Weihnachtsspiel in Folge) verliert.

Spiel 4: Unscharf - Masterdisziplin für Raab
Wieder so eine Disziplin, die für den Raabinator wie geschaffen ist, denn er kennt einfach jeden, absolut jeden. Wenn man Menschen auf Bildern erkennen muss, ja sowieso, und auch, wenn diese Bilder erst nach und nach schärfer werden. Da bringt es Kandidat Anish nichts, dass er Elvis Presley vor Stefan erkennt, denn auch weil er Paul McCartney mit Dirk Nowitzki verwechselt, und weil Raab schneller am Buzzer ist und die unverwechselbare Frisur von Nationaltrainer Joachim Löw kennt, gewinnt er klar mit 7:1 und zieht fast schon davon.

Spiel 5: Das Katapult - Dosenwerfen für große Jungs
Wie beim Dosenwerfen gestapelte Tonnen, 55 an der Zahl, müssen mit einem von ProSieben aufwendig aufgetriebenen Katapult abgeschossen werden, und zwar mit Basketbällen. Das ist gar nicht so einfach, weil man einerseits noch Wind miteinrechnen, andererseits aber auch erst einmal die richtige Stärke des Spannens herausfinden muss. Weil beiden je ein richtig guter Treffer geling, sie dann aber nicht mehr entscheidend nachlegen können, und Anish in seinem vorletzten Versuch noch drei, vier Tonnen umwirft, gewinnt er mit 24:27 noch stehenden Tonnen immens knapp gegen Raab und holt sich so wichtige Punkte an diesem Abend, er ist wieder im Geschäft.

Spiel 6: Eishockey - Dazu muss man Schlittschuhfahren können
Und das ist wirklich nicht die Paradedisziplin für Kandidat Anish, auch wenn er laut Eigenaussage schon einmal auf Schlittschuhen gestanden habe und eigentlich auch kein schlechter Hockey-Spieler sei. Nach einer endlos langen Umzieh-Aktion schaffen es beide endlich aufs Eis, und da ist es eine Show des Stefan Raab. Er macht Anish fertig, der Kandidat hat nicht den Hauch einer Chance, kommt immerhin zum Ehrentreffer und verliert - wie schon zuvor bei "Unscharf" mit 7:1 gegen den Unbesiegbaren. Bislang sieht das nicht gut aus für ihn.

Musikact: Casper - Zu viel Ausflüge
Ein toller Auftritt des Deutsch-Künstlers Casper, der mit seinem aktuellen Album "Hinterland" die deutschen Charts regelmäßig stürmt. Es war bereits auf Platz 1 der Media-Control-Albumcharts, und auch seine gleichnamige Single kann sich in der Kategorie Erfolg nicht verstecken. Überhaupt ist Casper mittlerweile nicht mehr aus der Rap-Szene wegzudenken. In einem Interview verriet er, dass er gerne Ausflüge ins "Hinterland" mache, daher der Name seiner Single und seines Albums. "Casper muss jetzt gehen - mit seinen Kollegen Melchior und Baltasar die frohe Botschaft überbringen" - ernsthaft, Steven Gätjen?

Spiel 7: Nussknacker - Raab ist eine harte Nuss
Und das beweist er besonders in Spielen wie diesen, in denen es darauf ankommt, den Kniff als erster herauszubekommen und ihn besser auszuführen. Über das ganze Spiel hinweg halten beide an ihrer eigenen Taktik an, schauen sie nicht von ihrem Gegner ab. Sie müssen einen Nussknacker von einem Tablett runter bewegen, ohne dass dieser umfällt. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellt, aber auch hier sieht Stefan wieder gut aus und gewinnt mit seiner Schiebe-Strategie 7:4 - es droht eine Pleite zu werden für unseren Sozialarbeiter Anish.

Spiel 8: Blamieren oder Kassieren - Enges Duell um Elton
Normalerweise buhlt niemand um Elton, also zumindest keine jungen, hübschen Mädchen oder alte Männer. Aber bei diesem Spiel genießt er immer wieder, dass man versucht, ihn zu erweichen, ihn mit Psycho-Spielchen in seinen Bann zu ziehen, so versucht zumindest Raab. Es ist ein ungewohnt enges Duell um acht Punkte, denn sonst sieht es für Stefan immer relativ deutlich aus in seinem Lieblingsspiel, das stets wiederkehrt. Heute aber gewinnt er nur mit 7:6 knapp gegen Anish, und das, weil er weiß, dass Volker Kauder CDU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag ist. Jetzt sieht es ganz düster aus für den Kandidaten, er liegt 31:5 hinten - war's das etwa schon?

Musikact: Placebo - Zu viele Freunde
Denn genau so heißt der Erfolgshit des langhaarigen Popsängers. Mit "Too Many Friends" startet er momentan auch in Deutschland durch, stürmt die Charts. Und dabei ist er eigentlich zusammen mit seiner Band ein alter Hase im Geschäft, nun fast schon (bin mir nicht sicher, aber glaube) über 20 Jahre erfolgreicher Musiker. Die Band aus Großbritannien feiert gerade wieder weltweiten Erfolg mit ihrem neuen Studioalbum "Loud Like Love", und mindestens genau so laut sind sie auch bei "Schlag den Raab".

Spiel 9: Auswendig lernen - Was hat Papa nochmal gekauft?
Eine sehr schwere Aufgabe um halb Zwölf nachts, das gebe ich zu. Ich hätte vor dem Fernseher gerne auch mitgemacht, denn der Text, den die Kontrahenten auswendig lernen mussten, war eingeblendet für die Fernsehzuschauer. Morgen in der Wiederholung werde ich vielleicht mitmachen, aber um diese Uhrzeit nicht mehr. Ein wunderbarer Weihnachtstext muss binnen drei Minuten auswendig gelernt werden. Anish kann sich die Geschichte insgesamt besser merken, macht seinen ersten Fehler erst nach einigen Zeilen, als er anstatt "ihm" "den Tannenbaum" sagt. Raab hingegen lernt grundsätzlich nur den halben Text, macht gleich zu Beginn den Fehler, als er "Weihnachtsbaum" anstelle von "Tannenbaum" sagt und somit das Spiel verliert. Anish hat vielleicht noch eine kleine reelle Chance auf die drei Millionen.

Spiel 10: Tennis - Anish ist Profi, ist das unfair?
Das ist die große Frage an diesem Abend, via Facebook und Twitter melden sich mehrere Zuschauer, die finden, dass es unfair sei, ein solches Spiel zu bringen, angesichts der Tatsache, dass der Kandidat ein Profi ist. Damit haben sie wahrscheinlich recht, denn Raab hat nicht den Hauch einer Chance gegen den Tennisprofi, der Herren 30 in der ersten Bundesliga spielt, was kann man da schon erwarten. Raab konnte nur gewinnen bei diesem Spiel, eine Niederlage war eigentlich vorprogrammiert. Ein bisschen hat Anish mit dem Kleinfeld zu kämpfen, doch er holt sich in zwei Tie-Breaks den klaren 7:3, 7:0-Sieg und kann auf die eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, die Publikum und Spieler nicht noch einmal zu sehen bekommen, pfeifen - und schon hat Anish aufgeholt.

Musikact: Thomas D. - Zu viele Lichter
Um kurz vor Mitternacht bekommt man fast schon Augenschmerzen, wenn man sieht, mit welchen Lichtspielen Thomas D. arbeitet. Sein fünftes Soloalbum, nachdem er bei den Fantastischen Vier ausgestiegen war, heißt "Aufstieg und Fall des Tommy Blank" und ist in Deutschland nicht unbedingt so erfolgreich, wie Thomas es sich vielleicht erhofft hätte. In der Sendung performt er gemeinsam mit Exclusive die Single-Auskopplung "Sirenen" und liefert passend zum Titel einen sirenengleichen Gesang ab.

Spiel 11: Senkrecht hochwerfen - Minimalentscheidung entscheidet das Spiel
Da hatte der Diskussionsheld von "Schlag den Raab", der auf den Namen Stefan hört, wieder einmal richtig was zu meckern. Es war verdammt knapp, handelte sich wirklich nur um Zentimeter, doch es war die korrekte Entscheidung der Regie, die das Tonsignal einspielte, nachdem der Ball den Reif nicht in vollem Umfang passiert hatte. Ein kleiner Ball war durch einen in fünf Metern Höhe schwebenden Reif zu werfen und senkrecht wieder herunterzukommen, um dann auf der Zielscheibe einen, zwei oder drei Punkte zu machen. Es kommt selten vor, das Raab nicht einen Punkt macht, aber hier ist es passiert, und weil die Millimeter gegen ihn sprachen, zählte sein einziger Dreipunktetreffer nicht und er verlor das Spiel klar mit 0:5 gegen Anish, der damit erstmals in Führung geht!

Spiel 12: 1 Kilo - Der Metzger kommt zum Vorschein
Da zeigt sich, woher Raab stammt, nämlich aus der Metzgerei. Er hat das Gefühl dafür, ein Kilo abzuwiegen, was man in diesem Spiel mit üblichen Weihnachtsutensilien tun muss. Orangen waren da schon einfacher als Zipfelmützen oder Glühwein, aber das war ja die Schwierigkeit für zwölf Punkte. Weil Stefan Raab aber zweimal fast exakt die 1000 Gramm trifft und schlussendlich das bessere Gefühl für Gebäck hat, kann er dieses Spiel mit 5:3 für sich entscheiden und holt sich seine Führung an diesem Abend zurück.

Spiel 13: Schwebeball - Blasen kann Raab in jedem Fall
Das macht er wirklich nicht schlecht, der Stefan. Höchstsouverän pustet er mit einem speziellen Gerät einen Ball über eine Plexiglaswand, während er mit dem Blasgerät darunter durch muss, der Ball darf aber nicht herunterfallen und muss wieder auf dem Spielgerät landen. Raab scheint der Meister des Blasens zu sein und ihm gelingen von sechs Versuchen fünf, während Anish nicht einen Ball über die Wand geblasen bekommt. Ganz deutlich siegt Stefan Raab hier und hat somit im nächsten Spiel einen Matchball, könnte die Show gewinnen.

Spiel 14: Sortieren - Zweimal perfekt und viermal daneben
Oben steht die Bilanz von Raab. Zwei Durchgänge im Sortieren, wo man Begriffe in die richtige Reihenfolge bringen muss (groß, schwer, hoch, viel...) und dabei keinen Fehler machen darf, spielen die beiden Gegner perfekt aus, sie kennen die neuen Bundesminister mit Nachnamen und Amt und können diese alphabetisch einsortieren, und auch die Entfernungen zwischen je zwei Hauptstädten können sie ohne jeden Fehler einsortieren. Beim Stand von 3:3, das Spiel ging bis vier, müssen sie ARD-Sendeanstalten nach ihrer Größe sortieren, und weil der Norddeutsche Rundfunkt (NDR) kleiner ist als der Süddeutsche Rundfunkt (SWR) und nicht umgekehrt, wie Raab es zuerst vermutete, gewinnt Anish das Spiel und wehrt den Matchball ab. Wer hätte gedacht, dass wir heute Abend ins entscheidende, fünfzehnte Spiel gehen müssen, um hier eine Entscheidung herbeizuführen.

Spiel 15: Putten - Der 3.000.000 €-Golfball
Ein Golfball, der drei Millionen Euro wert ist, was für eine Erfolgsgeschichte. Beim "Putten" muss nur ein Golfball aus einem halben Meter Entfernung auf einem klassischen Green, wie man es vom Golf kennt, ins Loch geputtet werden. Schon zu Beginn wird im Sudden-Death-Modus gespielt, also wenn einer trifft und der andere versagt, ist die Geschichte durch. Und gleich der erste Versuch von Stefan Raab wird, nachdem er gefühlte 20 Minuten den Ball abgemessen hat und seine typische Show, selbst um halb zwei nachts, durchgeführt hat, geht daneben, der Ball springt aus dem Loch raus. Der Kandidat locht ihn ein, knapp, aber drin, und gewinnt hier drei Millionen Euro zwei Tage vor Weihnachten! Unglaublich!

Schlussfazit:
Die zweitlängste "Schlag den Raab"-Ausgabe aller Zeiten geht zu Ende, es ist 1:54 Uhr, und ich verabschiede mich. Wir haben einen tollen Kandidaten erlebt, der erst nicht ganz eindeutig von Publikum und Zuschauern gewählt wurde, dann auch einen sehr schlechten Start hinlegte, um am Schluss dann richtig zurückzukommen. "Hinten sind die Schweine fett", hat Buschi immer wieder gesagt, und Recht behalten, auch, als er beim Auswendiglernen gesagt hat, man würde sich noch an dieses Spiel als Wende erinnern, so ist es gekommen. Wer weiß, wie die Sendung gelaufen wäre, wenn Raab beim Katapult drei Dosen mehr getroffen hätte, oder wenn sein Versuch beim Senkrecht Hochwerfen gezählt hätte, oder wenn er beim Auswendiglernen Tannenbaum gesagt hätte. Egal, wir alle gönnen Anish die drei Millionen Euro Weihnachtsgeld, und ich wünsche Euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, wo wir am 15. Februar 2014 eine neue Ausgabe von "Schlag den Raab", dann leider nur noch um 500.000 Euro, zu sehen bekommen. Bis dann!